Sophie
Lichtkünstlerin Sophie Meyer im Interview mit WillowTree Theatrical.
1/8/20245 min lesen


WillowTree: Was genau machst du?
Sophie: Ich bin hauptberuflich selbstständig als Lichtdesignerin und gelernte Veranstaltungstechnikerin mit der Spezialisierung auf Lichttechnik unterwegs. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der lichttechnischen Inszenierung von Bühnenshows für Künstler, Musiker und Bands – von der ersten Ideenfindung, über die bedarfsgerechte Konzeption und CAD-Planung bis zur Showprogrammierung und Umsetzung. Desweiteren bin ich deutschlandweit auf allen möglichen Arten von Veranstaltungen präsent. Von Konzerten über Industrieevents und Konferenzen bis hin zu Galas, Messen, Stadtfesten und kleinen Musical- sowie Tanzproduktionen habe ich bereits eine breite Palette an Veranstaltungen betreut. Meine Tätigkeitsfelder umfassen nicht nur die Arbeit als Lightoperator und -designer, sondern auch die umfassende Beratung, Planung, Umsetzung sowie den Auf- und Abbau aller lichttechnischen Belange. Zudem bin ich versiert in der CAD-Planung und im Stagemanagement.


WillowTree: Wie bist du in die Industrie gekommen?
Sophie: Ich wollte nach dem Abitur eigentlich in die Filmindustrie und als Mediengestalter Bild/Ton durchstarten. Nach den ersten Vorstellungsgesprächen und Einblicken in die Zukunftsperspektive, war es dann doch nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Zudem wollte zu diesem Zeitpunkt gefühlt jeder dritte Mediengestalter werden - keine vielversprechenden Aussichten. Ein guter Freund von mir arbeitete nebenberuflich als Veranstaltungstechniker. Dadurch war ich oft auf den verschiedensten Events, auch Backstage unterwegs und bin dann irgendwie da reingerutscht. Erst als Helfer zum Auf- und Abbau, dann später auch als Lightoperator für die kleinen Veranstaltungen. Was als Nebenverdienst neben der Schule begann, entwickelte sich zu einem faszinierenden Selbstläufer. Da ich immer noch nicht so wirklich wusste, was ich nach dem Abitur machen sollte, habe ich dann spontan entschieden: dann wirst du halt Veranstaltungstechniker. Die Idee war, danach zu studieren und nebenbei gut zu verdienen – oder auch etwas ganz anderes zu machen. Festlegen wollte ich mich nicht. Außer beim Punkt Selbstständigkeit. Die stand außer Frage. Durch Empfehlung meiner Kollegen fand ich den Weg zu einer kleinen Firma, die eigentlich keine Azubis suchte. Da wir dort nur zu zweit waren, konnte ich sofort alle möglichen Aufgaben übernehmen, die bei größeren Firmen eher selten an Azubis abgegeben werden. Am Ende war ich knapp vier tolle Jahre dort und habe den Job immer mehr schätzen, hassen und lieben gelernt. Dann kam Corona, und ich überlegte ernsthaft, etwas Neues zu suchen. Ich habe sogar mein Glück im öffentlichen Dienst versucht, aber das machte mich auf Dauer nur unglücklich.
Ende vom Lied: immer noch nicht studiert, dafür mittlerweile total erfüllt und glücklich als selbstständiger Lightoperator unterwegs und den Meisterlehrgang in Planung :D




WillowTree: Was war dein erster Job?
Mein erster richtiger Job war eine kleine Veranstaltung im Jahre 2016 mit einem Z-Promi, bekannt aus der deutschen RTL-Landschaft, der spontan dachte: Ich werde jetzt ein erfolgreicher Musiker! Es klingt besser, als er war.
Ich bekam spontan vom Chef der Technikfirma, bei der ich schon als Praktikant und später als Helfer und kleiner Lichttechniker tätig war, einen Zettel mit verfügbarem Material und den Worten „Mach einfach mal.“ in die Hand gedrückt. Die Aufgabe: Lichtkonzept, CAD-Plan, Materialliste, Aufbau und Operating. Zu diesem Zeitpunkt war das ganze Personal so ausgelastet, dass einfach keiner mehr Zeit hatte, sich auch noch darum zu kümmern. Glück für mich. Ich habe meine Chance genutzt und mit dem Angestellten zusammen das halbe Lager leer geräumt. Am Ende des Wochenendes hatte ich das zweitgrößte Setup von allen. Leider hatte ich auch die meisten Kabel ungenutzt dabei, die auf einer anderen Produktion knapp geworden sind.
WillowTree: Was war dein stressvollster Moment auf einem Job?
Da gab es in all den Jahren zahlreiche herausfordernde Momente. Der aktuellste war während der ersten beiden Tage auf der Deutschland-Tour mit einem internationalen Ensemble. Die Herausforderung: Eine komplette Lichtshow von Grund auf neu programmieren, basierend auf seitenlangen Regieanweisungen und PDFs. Das Ganze, weil es kein vorhandenes Pult-File gab und die ursprüngliche Version des amerikanischen Lichtdesigners nicht mit dem Technikbestand der kommenden Locations funktioniert hätte. Dabei musste das Endergebnis natürlich identisch sein wie zuvor geplant. Die Uhr tickte, die Premiere stand in kürzester Zeit bevor. Also arbeitete ich den gesamten Tag im Theater, die halbe Nacht im Hotel am Laptop und den darauffolgenden Tag bis zur Generalprobe ohne eine einzige Pause durch. Parallel jonglierte ich als technischer Leiter, sowie Intendant und koordinierte die lokale Crew. Arbeitsmarathon pur. Trotz des Schlafmangels und des Stresslevels war die Premiere ein voller Erfolg. Ich konnte eine Menge neuer Erfahrungen mitnehmen und bekam Einblicke in eine ganz andere Welt der Lichtgestaltung, denn es war zeitgleich meine erste große Tanzproduktion, die ihre ganz eigenen lichttechnischen Stilmittel und Herausforderungen mit sich brachte.


WillowTree: Was war dein absoluter Lieblingsmoment, seit dem du in der Eventindustrie arbeitest?
Da gibt es so viele. Ich liebe jeden dieser kleinen Momente, in denen einfach alles perfekt ist. Besonders liebe ich diese magischen Augenblicke, die sich am Höhepunkt einer Show entfalten. Die Musik, die Stimmung, der Sound, das Licht, die Ektase des Publikums - wenn das große Ganze zu einem einzigen riesigen Kunstwerk verschmilzt.
Es sind diese intensiven Erfahrungen, die meine Leidenschaft für meinen Beruf befeuern. Jeder Job bietet die Möglichkeit, solche einzigartigen Augenblicke zu schaffen und zu erleben.
WillowTree: Was wäre dein Traumjob oder deine Traumtournee?
Mein persönliches Traumszenario wäre, als Lightoperator für Musiker wie Electric Callboy, Hans Zimmer, Rammstein oder Armin Van Buuren unterwegs zu sein.
WillowTree: Hast du ein Lieblings-Theaterstück oder Musical?
Gute Frage! Ehrlich gesagt bin ich mehr der Typ für Konzerte und Festivals. Aber wenn ich mich auf Theaterstücke oder Musicals festlegen müsste, habe ich zwei Produktionen besonders in Erinnerung: „Sunset Boulevard“ mit Angelika Milster und Tschaikowskys Oper „Masepa“. Während meiner kurzen Zeit am Theater habe ich an beiden Produktionen, damals in der Bühnentechnik, mitgewirkt.


WillowTree: Was oder wer sind deine Inspirationen?
Tommy, ein lokaler Lichttechniker aus meiner Gegend inspiriert mich seit meiner Azubizeit und ist ein richtiges Vorbild. Er macht nicht nur unglaublich geiles Licht und ist ein wandelndes Veranstaltungstechnik-Lexikon, er hat sich auch mit mir vor jeder IHK-Prüfung hingesetzt, damit ich erfolgreich durchkomme. Noch heute steht er mir mit Rat und Tat zu Seite, wenn das Pult mal wieder nicht will oder ich mit einem Problem an meine Grenzen stoße. Ein toller Kollege, den ich leider viel zu selten sehe, aber nie missen möchte.
WillowTree: Was ist ein Tool, auf das du niemals auf einem Job verzichten könntest?
Mein Toolcase und Knusperflocken (eine ostdeutsche Schokoladensnack-Spezialität)
Wenn du Sophie für deinen nächsten Gig oder deine nächste Tournee buchen möchtest lass uns gerne eine Nachricht über das Kontaktformular da oder ruf uns an.

