Modul 1: Elektrotechnische Grundlagen für Lastmanagement – Lektion 3
Lektion 3: Wechselstromnetz & Phasen – Basis für Dreiphasensysteme
Mike Weidemann
6/25/2025
Lernziele:
Den Unterschied zwischen Einphasen- und Drehstromsystemen verstehen
Den Aufbau eines Dreiphasennetzes nachvollziehen
Die Bedeutung der gleichmäßigen Phasenverteilung in der Veranstaltungstechnik erkennen
Schieflasten erkennen und vermeiden
Einphasenwechselstrom
Einphasenstrom besteht aus einer Wechselspannung (z. B. 230 V) zwischen einem aktiven Leiter (L) und dem Neutralleiter (N).
Typische Anwendungen:
Haushaltssteckdosen
Kleinverbraucher in der Veranstaltungstechnik (z. B. einzelne Scheinwerfer, Peripheriegeräte)
Drehstromsystem (Dreiphasenwechselstrom)
Ein Drehstromsystem besteht aus drei Wechselspannungen, die um 120° phasenverschoben sind:
L1 (Phase 1), L2 (Phase 2), L3 (Phase 3)
Zusätzlich: Neutralleiter (N) und Schutzleiter (PE)
Zwischen zwei beliebigen Außenleitern:
→ 400 V (Drehstrom)
Zwischen einem Außenleiter und dem Neutralleiter:
→ 230 V (Einphasen)
Warum Drehstrom in der Veranstaltungstechnik?
Mehr Leistung mit geringeren Leitungsverlusten
Gleichmäßige Verteilung großer Verbraucher
Anschluss über CEE-Stecker (z. B. 16 A, 32 A, 63 A, 125 A)
Praxisbezug:
Ein großes Licht-Rack benötigt 10.000 W. Das wäre bei 230 V ein Strom von über 43 A. Mit 400 V auf drei Phasen verteilt ist die Stromaufnahme pro Phase deutlich geringer, z. B. 15 A pro Phase.
Phasenverteilung und Lastmanagement
Ziel: gleichmäßige Verteilung der Lasten auf alle drei Phasen
Warum?
Vermeidung von Schieflast (ungleichmäßige Belastung)
Schonung von Kabeln, Steckverbindungen und Generatoren
Vermeidung von Überhitzung, Spannungsabfall oder Auslösungen
Schieflast – was ist das?
Wenn eine Phase deutlich mehr belastet wird als die anderen, spricht man von Schieflast.
Beispiel:
L1: 20 A
L2: 5 A
L3: 7 A
→ Risiko: Überlastung von L1, ungleichmäßige Rückströme im Neutralleiter
In vielen Ländern gibt es Grenzwerte für zulässige Schieflasten, z. B. max. 10 % Abweichung.
Praxisbeispiel
Veranstaltungsaufbau (Auszug):
FOH-Rack: 2500 W
Lichtpult: 100 W
6x Moving Light à 800 W = 4800 W
4x LED-Bar à 150 W = 600 W
Lastverteilungsvorschlag:
L1: 2500 W (FOH + 2 Moving Lights)
L2: 2500 W (3 Moving Lights + LED-Bars)
L3: 1600 W (1 Moving Light + Lichtpult)
→ alle Phasen zwischen ca. 1600–2500 W → akzeptabel verteilt
Zusammenfassung
Einphasenstrom: 230 V – einfache Verbraucher
Drehstrom: 400 V – nötig für leistungsstarke Geräte
Ziel ist eine möglichst gleichmäßige Phasenverteilung
Schieflast vermeiden ist essenziell für Sicherheit und Effizienz